Peter Liedtke

Jenseits des Klanges

In Zeiten des Strukturwandels werden vielerorts die leerstehenden Bauten der Industrie zu Stätten der Kultur geschmiedet. Das IBA-Finale präsentiert hier eine Vielzahl beeindruckender Ergebnisse. Der Abschluß eines solchen Projektes ist natürlich auch musikalisch zu feiern, aber Räume, die für Maschinen gebaut wurden und sich für Ausstellungen anbieten, eignen sich nicht in gleicher Weise als Konzertsäle. Man kann sie nicht lediglich als Kulisse nutzen, man muß mit ihnen rechnen, sie einbeziehen, sie mitspielen lassen.

Eberhard Kloke ('Erfinder' der Jahrhunderthalle in Bochum und ausgezeichnet für seine Konzertprogramme als GMD in Nürnberg) nimmt diese Herausforderung an und inszeniert in einer dreiteiligen Konzertreihe den Abschied von der Industriekultur. Durch Musik, Text, Licht, Kostüme, Bewegung wird ein ganz neuer Blick auf die Architektur frei. Die Maschinenhalle der Zeche Sachsen in Hamm, die Bochumer Jahrhunderthalle, die Kokerei Zollverein in Essen und der Landschaftpark Duisburg Nord werden nicht nur Schauplatz - indem sogar die Zuschauer während der Aufführungen ihren Standort wechseln, werden sie notwendiges Mittel einzigartiger musikalischer Darbietungen 'Jenseits des Klanges'.

Der Erlkönig (6. und 7. August)
Die drei Teile dieses Abends beginnen jeder mit einer literarischen bzw. musikalischen Fassung von Goethes Gedicht. Es folgen jeweils Lorca-Vertonungen des zeitgenössischen amerikanischen Komponisten George Crumb. Beschlossen werden die drei Blöcke mit Todesritualen von Strauss (Salome), Kurtàg (Grabstein für Stephan) und Mahler (Das Lied von der Erde).

Jenseits des Klanges (27. und 28. August)
In den ersten beiden Dritteln dieses Abends werden Requiem-Kompositionen von Purcell und Mozart mit Stücken von Morton Feldman bzw. Charles Ives konfrontiert. Den dritten Teil bestreitet Olivier Messiaens ''La Transfiguration de Notre-Seigneur Jesus-Christ''. Es spielen das Kölner Rundfunk Sinfonieorchester und das Ensemble MusikFabrik NRW. Es singt der Chor der Slowakischen Philharmonie Bratislava.

Edgar Varèse (4. September)
Als Abschluß und aufwendigstes Konzert der Reihe folgt eine Aufführung des Gesamtwerks von Edgar Varèse (1883-1965), dessen klangliche Experimente den technischen und industriellen Fortschritt seiner Zeit erahnen lassen. Der Zuschauer folgt der Musik bei diesem Marathonkonzert (Beginn 14.30 Uhr) zunächst durch die Kokerei der Zeche Zollverein, wird dann mit der Emscher-Bahn nach Duisburg gefahren, wo wiederum an verschiedenen Orten im Landschaftspark Nord Musik zu hören ist. Es spielen das Schlagzeugensemble der Musikhochschule Hannover, das Ensemble MusikFabrik NRW sowie das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Peter Liedtke

Weitere Bildserien von Peter Liedtke im Pixelprojekt Ruhrgebiet