Peter Liedtke

Zwischenstadt

„Urbane Peripherie, verstädterte Landschaft oder Zwischenstadt gelten im Allgemeinen als der Inbegriff von Kulturlosigkeit. Mit traditionellen Maßstäben von Hoch- und Volkskultur, von Kulturlandschaft und Naturschönheit ist der mögliche kulturelle Gehalt der Zwischenstadt nicht zu messen und den gestalterischen Entfaltungsmöglichkeiten nicht beizukommen. Es müssen andere Sichtweisen erschlossen werden, um die Zwischenstadt als Gestaltungsfeld begreifen und entwickeln zu können.“
(Thomas Sieverts, „Ästhetik-Anästhetik“ in „Stadt und Kultur“, 2001)



Herne, eigenständige Stadt im Ruhrgebiet, hat sich neben den Oberzentren Bochum, Dortmund und Essen entwickelt. Aus Herner Sicht gibt es ein urbanes Zentrum und Stadtrand und sogar Landschaft. Aus Sicht der Oberzentren ist Herne Stadtrand. Zwischenstadt wird bei genauerem Hinsehen selbst im Kernbereich der Stadt sichtbar und erlebbar.
Unser alltäglicher Umgang mit diesem Raum rückt die menschlichen Qualitäten in den Vordergrund und lässt uns blind werden gegenüber der Anästhetik des gebauten Lebensumfeldes. Wir schauen weg, suchen die schönen Bilder in Reiseprospekten, Werbetafeln, Fernsehen und auch in der Kunst. Diese Bilder nehmen wir mit, zehren von ihnen und erleben unsere Vorstellungen jenseits des tatsächlichen Umfeldes. Wir flüchten aus dem öffentlichen Raum per PKW; von der Wohnung zum Arbeitsplatz, zur Shoppingmeile, zum Vergnügungspark, zum Theater, zur Wohnung und einmal pro Jahr in mehr oder weniger weit entfernte Länder. Das direkte Wohnumfeld bleibt uns oftmals unbekannter als die künstlich inszenierten Orte des Konsums.

Diese Fotografien sollen dazu dienen, die Städte, in denen wir leben, neu zu sehen. Sie sollen dafür sorgen, dass wir die Unerträglichkeit unseres gebauten Umfeldes empfinden und als notwendiges Gestaltungsfeld begreifen und einfordern.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Peter Liedtke

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