Claudia Thoelen

Bei Udo

Udo Fedke, betrieb in Mülheim an der Ruhr ein Büdchen und ein Bootshaus, das Büdken am Kassenberg. Auf dem Gelände einer halb verfallenen Lederfabrik am Mülheimer Ruhr Ufer gelegen war Udos Trinkhalle Anziehungspunkt für Außenseiter der ganzen Stadt.
„Der Ort war verrufen, wenn auch nicht im kriminellen Sinn. Genaues wusste man aber nicht, ein Geheimtipp, geheimnisvoll, geschichtenumwoben. „Bei Udo“ direkt an der Ruhr gelegen, am schmuddeligen Kassenberg Ufer, gegenüber dem feinen Wasserbahnhof. Zwischen Gründerzeitfabriken, Fabrikantenvillen und Arbeiterhäusern mit Gärten dazwischen, vieles dem Verfall preisgegeben, überwuchert und verwildert. Die Straße hat bessere Zeiten erlebt, war einst das bedeutendste Zentrum der deutschen Lederindustrie.“ (Marabu 1984)

„Zu Beginn meines Studiums hatte ich mit einer Freundin eine Wohnung am Kassenberg direkt an der Ruhr und gemietet. Verwahrlost aber billig und geräumig genug für ein gemeinsames Fotolabor und Studio. Udo war unser Nachbar. Eine tolerante, gastfreundliche Gemeinschaft, jeder half jedem. Udo war durch eine Polioerkrankung eingeschränkt, seine Kundschaft unterstützte ihn, wo es nötig war. Ein über Jahrzehnte gewachsener Nachbarschaftstreff, wo man die Freizeit verbrachte, Feste gefeiert wurden und manche auch ihren Urlaub machten.
Als Studentinnen, mit ständig klammem Geldbeutel haben wir gegen Monatsende so manche Büchse Bohneneintopf auf Pump bekommen.“
Ende der 1980er wurde das Ruhr Ufer saniert, bis auf die Fabrikantenvillen steht keines der Häuser mehr, die Anwohner sind in alle Richtungen verzogen, für einige hat der Wegfall der sozialen Eingebundenheit kein gutes Ende genommen.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Claudia Thoelen

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