Bob Heinemann

Koranschule Duisburg-Beeck

Das Thema Migration – oder auch „Kultur in der Kultur“ – zieht sich wie ein roter Faden durch meine fotografischen Arbeiten. Ich bin selbst Migrant, auch wenn das niemand merkt, der mich sieht und mit mir spricht. Als Kind ausgewanderter deutscher Eltern bin ich in Ohio/USA geboren und aufgewachsen. Als ich neun Jahre alt war, zogen meine Eltern mit mir nach Duisburg zurück. Es war ein heftiger Kulturschock.

Während meines Studiums an der Folkwangschule in Essen wählte ich die türkische Kultur in Duisburg als Hauptthema. So fotografierte ich in den 1980er Jahren eine türkische Klasse an der deutschen Grundschule in Duisburg-Bruckhausen. Damit mich die Schulkinder nicht mehr als Fremdkörper im Klassenzimmer wahrnahmen und sich ohne Ablenkung fotografieren ließen, musste ich sehr oft hinfahren. Später durfte ich auch in der Moschee in Duisburg-Beeck eine Koranschule und eine Hochzeit fotografieren.

Zur Moschee bin ich 1992 einfach so hingefahren, um Kontakt aufzunehmen. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und durfte auch gleich die Moschee besichtigen. Also Schuhe aus und rein. Ich fragte gezielt nach der Koranschule und durfte kurzfristig zum Fotografieren kommen. Auffällig war, dass es keine gemischten Klassen gab. So fotografierte ich zuerst in der Mädchenklasse, dann in der Jungenklasse. Der Koranlehrer, der auch Imam der Moschee war, sprach kein Deutsch. Alles, was ich mit ihm zu bereden hatte, übersetzten die Schüler für uns. Bei den Mädchen war der Unterricht sehr viel entspannter als bei den Jungen. Die Fotos zeigen, dass der Imam mit seinen männlichen Schülern sehr viel strenger umging.
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