Karsten Fricke

Kohlenpott-Kinder

Aufgewachsen bin ich in Recklinghausen, Herten und Mülheim a. d. Ruhr im Herzen des Ruhrgebiets.

Das Projekt der Kohlenpott-Kinder entwickelte sich ab 1971 zunächst aus dem Wunsch, das städtebauliche Bild der alten Arbeitersiedlungen und das Leben darin festzuhalten. Schauplätze waren Duisburg, in unmittelbarer Nähe der gewaltigen Hochofen-Anlagen und Kokereien der August Thyssen Hütte, Gelsenkirchen und Bochum. Doch bald entdeckte ich, dass die Straßenkinder das viel interessantere Motiv waren. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, kehrte ich in einem Zeitraum von zwölf Jahren immer wieder dorthin zurück. So wurde ich schließlich akzeptiert. Dieses gute Verhältnis wurde mit zunehmender Sanierung getrübt. Plötzlich begannen die Medien, sich für Duisburg-Hochfeld, -Bruckhausen, -Hamborn und andere Stadtteile zu interessieren. Filmproduzenten fanden dort geeignete Kulissen. Fortan gestaltete sich meine Arbeit schwieriger. Die Leute wurden misstrauischer, die Kinder durften nicht mehr fotografiert werden. Heute sind große Flächen dieser Stadtteile, darunter geschlossene alte Arbeitersiedlungen, zugunsten von Parkplatzflächen oder künstlichen Landschaftsflächen – wie im Falle von Bruckhausen – totalsaniert worden. Die Menschen, die dort einst lebten, wurden umgesiedelt.
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