Tom Striewisch

Hahneköppen

Die Tradition ist alt. Die KG Hahnekopp besteht seit 1862 und ist die älteste Essener Karnevalsgesellschaft.

Die mir bekannte, aber nicht unbedingt wahre Geschichte hinter dem Hahneköppen: Ein krähender Hahn verriet die von einem Zechgelage heimkehrenden Männer durch lautes Krähen (an die Ehefrauen?) Daraufhin wurde dieser Hahn am folgenden Tag durch Schläge vom Leben in den Tod überführt.
Zur Erinnerung (und als Warnung für die anderen Hähne?) wurde in den folgenden Jahren daraus ein Brauch, der am vorletzten Sonntag vor Rosenmontag aufgeführt wurde.

Zu diesem Zweck wurde "die Hahnenschlacht" ins Leben gerufen. Am Vorabend wurde ein verräterischer Hahn durch den Ort geführt und dem Volke präsentiert. Die ihn bewachenden Männer trugen blaue Bauernkittel mit rotem Halstuch und Schirmmützen. Zur Stärkung gebe es unterwegs Einkehr in die verschiedenen Lokale.
Am folgenden Tag, wohl meist der vorletzte Sonntag vor Rosenmontag, ging es zum Richtplatz, der zu der Zeit meiner Bilder in Essen-Frohnhausen an der Ecke Niebuhr-/Raumerstrasse vor dem damaligen Klubhaus "Eigenen Scholle lag.
Dort erwartete die Akteure eine Art Karussell. Auf einer im Boden verankerten senkrechten Achse ist horizontal und drehbar ein großes hölzernes Wagenrad befestigt. Auf dem Wagenrad war mit Stricken horizontal eine lange Holzleiter mittig befestigt. Nach außen ragte die Leiter auf beiden Seiten um zwei oder drei Meter über das Rad hinaus. Ganz außen auf der von anderen Vereinsmitgliedern langsam um die Achse gedrehten Leiter nahm je einer der Teilnehmer Platz, eben fast wie auf einem Karussell.
Durch die Drehung kommen die mit stumpfen Holzschwertern bewaffneten Männer bei jeder Umdrehung einmal an dem mit einem Strick an einer Art Galgen befestigten und kopfüber hängenden, bereits vorher getöteten Hahn vorbei. Das ist der Moment, um zu versuchen, mit einem gezielten Schlag auf den Hals den Kopf vom Körper zu trennen, um König zu werden.
Es gelingt aber nicht immer, den von anderen Vereinsmitgliedern vors Schwert geschwungenen Hahn richtig zu treffen. Neben einigen Abscheulichkeiten der anderen kann durchaus auch das "Zielwasser" bei den Fehlversuchen eine Rolle spielen.
Wenn der Kopf vom Rumpf getrennt ist, geht die Feier je nach Wetterlage draußen oder in der "Eigenen Scholle" weiter.
Der neue König wählte sich seine Königin und das neue Königspaar wurde später abends dann in einer Feier gekrönt, die Teil des Königsballs war.

Mittlerweile wird (aus nachvollziehbaren Gründen) eine Hahnenattrappe verwendet. Die Hahneschlacht findet seit einigen Jahren leider nicht mehr an der recht weitläufigen Ecke Niebuhrstrasse / Raumerstrasse statt, sondern eher etwas versteckt hinter einer Gastronomie ihn der Nähe.
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