Javier Klaus Gastelum

Grund und Boden, Freiheit Emscher

Javier Klaus Gastelum nähert sich seit 2018 in der Serie „Freiheit Emscher“ der gleichnamigen 1700 Hektar großen Brachfläche, die sich zwischen der Autobahn 42, dem Rhein-Herne-Kanal und einem Teil der Emscher zwischen dem Essener Norden und dem Bottroper Süden erstreckt. Die aus 44 Fotografien bestehende Serie entstand auf zwei von insgesamt fünf Arealen, den Geländen Emil Emscher und Hafen Coelln-Neuessen. Als ehemalige Bergbauflächen wiesen beide 2018 sanierungsbedürftige Böden auf, die seitdem abgetragen wurden.

Die fotografische Untersuchung der Flächen lässt über vorangegangene Nutzungen mutmaßen. Pionierpflanzen, nivellierte Böden, wüstenartige Gebiete, Reste infrastruktureller Versorgung werden sachlich, aber nicht erklärend ins Bild gesetzt. Die Spannung der dokumentarischen Fotografien von kargen „Landschaften“ entsteht durch das Wissen um eine intensive Nutzung in der Vergangenheit und einer ebenso projektierten Zukunft.

Der Titel von Gastelums Serie, zugleich Name des planerischen Großprojekts, bietet eine weitere Deutungsebene an, die einen ironischen Beiklang nicht ausschließt. Wir sehen einen Zustand, der 2018 Projektionsfläche von Projektentwicklungsgesellschaften ist, aber auch Raum für nutzungsunabhängige Zwischenzustände bietet. Vielleicht wird hier dereinst ein dicht bebautes Viertel entstanden sein.

Stefanie Grebe, 2022.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Javier Klaus Gastelum und bei dem Emschergenossenschaft