Ursel Maxisch

ÜBER UNTER TAGE - Fotografien aus der Grube

Impression
„Das Einfahren in ein Bergwerk hat etwas Unheimliches, in so einer Art Korb oder Käfig, wie ein Eimer im Brunnen, aber in einem Brunnen von 500 bis 700 Metern Tiefe, so daß man, wenn man vom Boden nach oben blickt, das Tageslicht ungefähr so groß wie einen Stern am Himmel sieht.

Man hat ein Gefühl, wie wenn man das erste Mal in einem Schiff auf See ist, doch es ist ärger, dauert aber glücklicherweise nicht lange…

Doch ist man erst mal unten, so hat man’s überstanden, und die Mühe wird reich belohnt durch das, was man sieht.“

(Vincent van Gogh)


Einblick
Vincent van Gogh schildert seine Eindrücke von einer Grubenfahrt. Das liegt mehr als hundert Jahre zurück. Die Technik hat vieles verändert und die Arbeit unter Tage leichter gemacht. Das beschriebene Gefühl beim Einfahren in das Bergwerk und das Besondere dieser Welt unter Tage sind aber geblieben.

Die Bedeutung des Steinkohlenbergbaus ist in heutiger Zeit rückläufig und von Zechenschließungen gekennzeichnet. Das Ruhrgebiet entwickelt sich zu einer Region, in der der Dienstleistungssektor an erster Stelle steht; die Industriekultur wird zum neuen Tourismuszweig. Um so wichtiger wird die Dokumentation von dem Teil der Ruhrgebietsgeschichte, der das „Revier“ prägte: der untertägige Bereich, die Arbeit des Bergmanns und vor allem die Stimmung, die tausend Meter unter der Erde herrscht. Da nicht viele Menschen die Gelegenheit haben, an einer Grubenfahrt teilzunehmen, sollte gerade diesen Menschen das Gefühl von unter Tage auf authentische Art und Weise vermittelt werden.

Aus diesem Anspruch heraus entstand das Ausstellungsprojekt „ÜBER UNTER TAGE – Fotografien aus der Grube“. Der inhaltliche Schwerpunkt wird hierbei nicht auf die Erläuterung technischer Abläufe des Steinkohlenbergbaus gelegt. Der Bergmann, der Mensch an der Technik, Emotionalität, Details und eine möglichst authentische Darstellung vom untertägigen Bereich stehen hier im Vordergrund. Durch die Unterstützung von Norbert Jaekel, dem ehemaligen Betriebsrat der inzwischen geschlossenen Zeche Ewald/ Hugo (GE), entstand ein großes Spektrum an Bildmaterial, das auf sechs unterschiedlichen Bergwerken aufgenommen wurde. Die Art der Fotografie, die Auswahl der Bildmotive und die Form der Ausstellung vermitteln dem Betrachter das Gefühl von der Welt unter Tage. Die Ausstellung wird zum Erlebnis, die Besichtigung zu einer Art Grubenfahrt. Detaillierte Informationen zum Ausstellungskonzept finden Sie im Internet unter www.uebuntertage.de.

Die hier vorgestellten Fotografien sind ein Auszug aus den Exponaten der Ausstellung, die erstmalig im Rahmen der „ExtraSchicht 2002“ im Gasometer in Oberhausen präsentiert wurden.


Fotografie
Explosionsgefahr droht im gesamten untertägigen Bereich. Erlaubt ist daher lediglich das Mitbringen speziell geschützter elektronischer Geräte. Das bedeutet einen erheblichen Aufwand beim Fotografieren unter Tage. Üblicherweise bedarf die benötigte Ausrüstung mehrerer Gehilfen, um überhaupt den Ort zu erreichen, der fotografiert werden soll. Spontane und ungestellte Aufnahmen sind mit einer solchen Ausrüstung nicht möglich.

Bei der Entstehung der „Fotografien aus der Grube“ liegt der Focus nicht auf perfekter Bildqualität. Vielmehr steht die Spontanität und Authentizität im Vordergrund. Aus diesem Grund entstanden alle Motive mit Hilfe einer mechanischen Kleinbildkamera. Desweiteren wurde ausschließlich die vorhandene Beleuchtung genutzt. Auf die Verwendung zusätzlicher Lampen und Blitzgeräte wurde gänzlich verzichtet. Lediglich die eigene Grubenlampe diente als „Geleucht“.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Ursel Maxisch