Christine Steiner

Schwarzer Diamant - Nachtstücke

Bruckhausen liegt im Duisburger Norden, in direkter Nähe zum Werkzaun von Thyssen-Krupp. Wer hier das erste Mal hinkommt, den lässt die imposante Industriekulisse nicht unberührt, glaubt man eine solche Ansicht doch längst vergangen. Heute gilt Bruckhausen als Inbegriff eines benachteiligten Stadtteils. Nach verschiedenen Versuchen, das Viertel neu zu strukturieren, soll ein Grüngürtel jetzt die Lösung der Probleme bringen. 200 Häuser werden dafür rückgebaut. Nimmt man diese genauer in Augenschein, erzählen ihre Fassaden vom Glanz vergangener Tage. Denn einst war Bruckhausen eine Boomtown. Hier begann die Industrialisierung Duisburgs, brachten Kohle und Stahl den Menschen Ansehen und Wohlstand. Um die Jahrhundertwende trug das Quartier den Beinamen „Klein Amerika“. Die Kaiser-Wilhelm-Straße war eine blühende Geschäftsstraße, „die Adresse“ für Ansässige und Weithergereiste, wenn es um die Erfüllung von Konsumwünschen ging.

Einen Hauch Las Vegas brachte das berühmt-berüchtigte Schnapskasino „Schwarzer Diamant“ nach Bruckhausen; viele Gerüchte und Geschichten von fiebrigen Nächten und schillernden Mädchen, von glücklichen Gewinnern und verzweifelten Verlierern umranken den Namen. In den 50er Jahren war der „Schwarze Diamant“ eine beliebte Gaststätte, in der Arbeiter beim abendlichen Bier über das letzte Fußballspiel diskutierten und die Jugend sich sonntags zum Tanzkaffee traf. Die Räumlichkeiten über der Kneipe wurden an Montanarbeiter vermietet.

Jetzt scheint der „Diamant“ in einen tiefen Winterschlaf gefallen zu sein. In der Gaststätte befindet sich ein spärlich besuchtes türkisches Café und die letzten Bewohner haben das Haus bereits verlassen.
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