Ralph Schulz, Sophie von Herzogenberg

Schnürböden - Projekt 01

Unsere Fotografien wecken Assoziationen mit industriellen Anlagen und liefern zunächst keinen Hinweis auf ihren kulturellen Entstehungsort. Erst beim genauerem Betrachten und tieferen Eindringen in den riesigen Bildraum werden Details wie Scheinwerfer und Teile von Bühnenbildern erkennbar, die auf den Ort Theater verweisen.

In jedem Theater öffnet sich über dem Bühnenboden ein für den Theaterbesucher nicht sichtbarer Raum der als Schnürboden bezeichnet wird. Dieser sich weit noch oben erstreckende Raum ermöglicht mit seinen von der Decke herab absenkbaren Seilzügen den schnellen Wechsel verschiedener Bühnenbilder. Unsere Arbeit Projekt 01 bildet diese Räume ab.

Durch Einhaltung der gleichen Perspektive und Kamerastandpunkts, eröffnet sich die Möglichkeit des Vergleichs zwischen den einzelnen Räumen. Jeder Schnürboden hat seine eigene historische Entstehungsgeschichte, die sich in einer Vielzahl individueller technischer Umsetzungen präsentiert. Dennoch vereint alle Räume eine durch die Funktion vorgegebene strukturelle Ähnlichkeit. Viele Theater modernisieren die alte manuelle Seilzugtechnik durch moderne elektrische Seilwinden. Unsere Arbeit dokumentiert somit auch das Verschwinden einer veralteten aber jahrhunderte alten Theatertechnik.
Dieses streng dokumentarische Bildverständnis bricht sich in der Inszenierung der Räume selbst. Einem Bühnenbildner gleich, ordnen wir beweglichen Objekte wie Bühnenbildfragmente oder Beleuchtungsbrücken nach unseren Vorstellungen im
Raum an. Mit den Bühnenscheinwerfern akzentuieren wir bestimmte Raumpartien und realisieren für jeden Raum eine eigene Bildkomposition. Somit ist das Umgestalten und Beleuchten des Raum ein essentieller Bestandteil der gesamten Arbeit.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Ralph Schulz, Sophie von Herzogenberg