Marc Ziegert

Ruhrgebietskneipen

»Früher hatte ich immer einen Vorrat an Drachenfutter hinter dem Tresen«, erzählt Elfriede Fey schmunzelnd. Gemeint sind Pralinenschachteln, die ihre Stammkunden den Ehefrauen zur Besänftigung für den ausgedehnten Kneipenbesuch mitbrachten. »Heute sind nur noch selten junge Leute in der Kneipe«, fügt sie hinzu und hat damit schon das Dilemma der Kneipe im Blick. Die Stammkundschaft altert und stirbt aus. Die Kneipe, früher neben Kirchen zentraler Ort des städtischen und dörflichen Lebens, verliert ihre Aufgaben. Einst war sie wichtigster Treffpunkt zum Austausch von Neuigkeiten, geselligem Beisammensein und lokalpolitischen Debatten. Vieles davon hat sich, gerade bei der jüngeren Generation, ins Internet verlagert. Anderes ist der Individualisierung der Gesellschaft, einem abnehmenden Zusammengehörigkeitsgefühl, zum Opfer gefallen. Aber was geht uns verloren, wenn von der einstigen Kneipenlandschaft nur noch die großen Brauhäuser mit zunehmend touristischem Charakter übrig bleiben? Zunächst ein Stück Geschichte, ein gesellschaftlicher Werdegang. Diesen im Bild zu dokumentieren und den heutigen Stand zu konservieren ist Aufgabe des Projektes Ruhrgebietskneipen.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf dem kulturellen Ausdruck, der sich in der bewussten oder unbewussten Gestaltung der Ruhrgebietskneipen zeigt. Die Fotografie eines Innenraumes ist immer auch ein Portrait seiner Besitzer und Benutzer. Auf den Bildern sind keine Menschen zu sehen und doch finden sich überall Spuren von Ihnen, die Rückschlüsse auf sie zulassen.

Bei den hier gezeigten Fotografien handelt es sich um eine Auswahl.
Vollständige Serie unter www.marc-ziegert.de.
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