Simon Grunert

Panta Ruhr

»Es ist niemals die Zeit, die vergeht. Nicht einmal während jener Tage, an denen Dunkelheit übergangslos hereinbricht, früher wohl, als von den Stadtwerken vorgesehen, und manche Laternen kaltbleiben unterm grauschwarzen Himmel. Nur in Mansardenfenstern noch ein paar glutfarbene Schlieren, letztes, von fern reflektiertes Licht, das der Alte oder Leidende dahinter als flüchtige Berührung an den Schläfen fühlen mag [. . .]«
Ralf Rothmann

Alles fließt. Naturgemäß der Fluss selbst, dessen Verlauf von Hagen nach Duisburg den Ausgangspunkt für das Narrativ von »Panta Ruhr« bildet, aber auch der Charakter des im Wandel begriffenen Ruhrgebietes. Ohne persönlichen Bezug zur Region, stand der Fotograf vor der Herausforderung, nicht den visuellen Versuchungen zu unterliegen, die sich dem Neuling geradezu aufdrängen. An den Rändern des urbanen und industriellen Bereiches versucht die Serie, die statischen Sinnbildlichkeiten von Strukturwandel und Arbeiterlebenswelten zu vermeiden und eine Charakterbestimmung in der Peripherie zu vollziehen

Vereinzelte Tafeln am Wegesrand erinnern daran, dass die Industrialisierung hier einst ihren Anfang nahm. Gegenwärtig ist die Ruhr hauptsächlich Naherholungsgebiet und Wasserversorger. Sie ist namensgebend, aber nicht notwendigerweise identitätsstiftend. Das resultiert in zum Teil unspezifischen Abbildungen von Terrain die eine über das Ruhrgebiet hinausgehende Geschichte von Vergänglichkeit erzählen. In ihrer Gesamtheit jedoch, zeugen die Aufnahmen von der Begegnung mit einer Region die zwar zutiefst eigen ist, sich aber entlang einer zugleich ein– und ausgrenzenden geographischen Linie, ohne jeglichen Folklorismus zu offenbaren vermag.
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