Claudius Dorner

Konstruktionen

Es gibt viele Schwarzbäche auf der Welt. Doch vermute ich, dass sich keiner so weit von einem typischen Bach entfernt hat, wie dieser hier. Durch ein Pumpensystem führt er in seinem Verlauf mal mehr, mal weniger Wasser. Teilweise verläuft er unterirdisch und ist ansonsten weiträumig durch Zäune abgesperrt. Das einzige, was ihn von einem Kanal unterscheidet, ist, dass sein graues Wasser gemächlich in eine Richtung fließt. Ähnlich wie Laub im Herbst treiben Fetzen, die wie Papier aussehen, auf der Oberfläche. Sie verfangen sich manchmal an den betonierten Kanten des Ufers. Den Geruch kann man irgendwo zwischen Fäkalien und Seife einordnen. Eigentlich eine ziemlich interessante Kombination.

Ich muss mir den Weg erarbeiten. Wenn ich den Bach aus den Augen verliere, gibt es viele Hochspannungsleitungen, die seltsamerweise stets über dem Bach entlanglaufen. Zudem ist da der Geruch, der auf ihn hinweist. Tatsächlich suche ich etwas, das mich abstößt. Dabei denke ich, dass das ähnlich dazu ist, einem Bach zu sagen, wo er langzufließen hat. Ich trete in Scheiße, dazu dieser Seifengeruch. Mich trifft der Ekel und ich merke, dass er das nur tun kann, weil ich nicht drauf vorbereitet war. Es ist eine Art von Erfahrung, bei der sich mein Gefühl des Bekannten von Neuem überraschen lässt. Eine Erfahrung, die durch ihre Mischung aus Ästhetik und Verletzung wie kaum eine zweite auf die unmittelbare Gegenwart verweist.
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