Klaus Ronning

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Die Fragilität einer ungewissen Zurückgezogenheit (2021)

Anders als der Titel vermuten lässt, geht es nicht um den Blick in die heimische Raumkapsel, sondern darum, welche Aussichten erst durch die erzwungene örtliche Zurückgezogenheit und damit einhergehenden arbeitszeitfreien Räume möglich werden.
Mit dem Zurücknehmen unserer Betriebsamkeit mussten viele soziale Gewohnheiten neu gedacht werden. Der Wegfall des morgen- und abendlichen Kolonnenfahrens war für den einen ein Gewinn an freier Zeitgestaltung, für den anderen ein Verlust an sozialem Habitus.
Räume konnten sich entfalten - und wer sich die Zeit genommen hatte hinzusehen, wurde auch von einer ungewohnten Ruhe überrascht.
Nicht nur die Veränderung der gewohnten Zeitkorridore, die oftmals nur ein Vorwand für die Ideenlosigkeit in der eigenen Freizeitgestaltung waren, auch der bedachte Abstand zueinander eröffnet die Gelegenheit, die persönlichen Tagesabläufe zu überdenken.
Abstand zur eigenen Spezies ist mühsam einzuhalten – aber manchmal auch der einzige Weg, die heimische Umgebung für sich zu entdecken, um dabei festzustellen, dass es nicht nur um den Anblick dieser Heimat, sondern auch um das vom Betrachter ausgehende Erkennen geht. Ein kurzes Innehalten, Luftholen, sich bewusst werden, wo bin ich eigentlich?

Erst dann beginnt diese vergängliche, fragile Schönheit der Dinge, die sind - die so nie waren und nie mehr so sein werden – für einen Moment die Zeit zu füllen.
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