Jutta Schmidt

4 Tonnen Luft

Ein ganze neuer Typus von Architektur entstand im Jahr 2015 durch den steigenden Flüchtlingszustrom. Um die kommunalen Turnhallen wenigstens teilweise wieder den Schulen und Sportvereinen zur Verfügung stellen zu können, haben viele Städte insbesondere für den Winter Traglufthallen aufgebaut. Knapp 300 Menschen leben in einer Halle auf engstem Raum zusammen. Mehrere Wochen und Monate kann die Wohndauer in einer solchen Halle sein. Die Wohnboxen für immer sechs Personen mit Betten, Tisch und Schrank sind weder zur Decke noch zur Tür geschlossen, aus Brandschutzgründen. Lediglich eine Bahn Filzstoff gibt dem Eingang der Boxen ein wenig Sichtschutz. Die luftgepolsterte fensterlose Kuppel wird ständig, wie ein Heißluftballon mit Luft beströmt. Die Halle birgt eine unglaubliche Geräuschkulisse. Jeder Schritt auf der schwimmend verlegten Bodenkonstruktion überträgt sich in den Raum.
Die Fotografien dieser Serie zeigen die Halle in Dortmund/Stadtkrone Ost, zwei Tage vor dem Einzug der Flüchtlinge. Die Fotos fangen die eigentümliche Stimmung, die sich im Spannungsfeld zwischen der futuristischen Kuppel und den beengten Wohnboxen aufbaut.
Eine widersinnige Schönheit steckt in dieser Architektur, die zum einen eine ausgeklügelte Technik nutzt und zum anderen wenig mehr für eine Familie bietet als eine offene Holzkiste.
© Sämtliche Nutzungsrechte an den abgebildeten Fotografien liegen bei Jutta Schmidt

Weitere Bildserien von Jutta Schmidt im Pixelprojekt Ruhrgebiet

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