Marcus Düdder

1000°C, Fotografien aus Krematorien

''Der Einäscherungsvorgang ist der Minimalisierungsprozeß von Sarg und Leichnam auf das Minimum an Masse und Oxidation''
Quelle: Broggi Service GmbH, Schweiz, Technisches Datenblatt, 2000

''Ähnlich wie die Geburt hat der Tod den mehrdeutigen Übergangscharakter zugunsten einer Reduktion auf die physische Ebene weitgehend verloren. Schauplatz des dichtesten Geschehens nach Todeseinritt ist das Krematorium,
die Schnittstelle der Tätigkeiten von Bestattern, Angestellten des Krematoriums und Pfarrern.
Die Trauerfeiern als rituelle Höhepunkte haben sich zeitlich dem Kremationsablauf unterzuordnen''
Quelle: Alltägliche Tote, Lilo Roost Vischer, 1999

1000 °C
Mehr als eintausend Grad erreicht die Nachbrennkammer eines modernen Einäscherungsofens. Nach ewta siebzig Minuten verbleiben von einem menschlichen, toten Körper nur noch durchschnittlich 1,5 kg Staub- und Aschereste, eingefüllt in einen genormten Kapselbehälter, bereit zur feierlichen Beisetzung.

Die rituelle Inszenierung des Todes trifft auf einen hochtechnisierten, rationalen Umgang mit der Leiche.
Dabei wird deutlich wie schmal der Grat zwischen pietätvoller Behandlung und nüchternem Kremationsvorgang ist.

Tod und Technik begegnen sich.
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